seit knapp zwei Monaten ist die neue Bundesregierung und damit auch die neue Bildungs- und Familienministerin Karin Prien im Amt. Auch nach ihrem Amtsantritt dominierte die Frage eines möglichen Smartphone-Verbots in der Schule den bildungspolitischen Diskurs. Karin Prien plädiert sowohl dafür, die private Handynutzung an Grundschulen zu verbieten als auch eine gesetzliche Altersbegrenzung für Social Media einzuführen. Auch Justizministerin – und ehemalige rheinland-pfälzische Bildungsministerin – Stefanie Hubig hat sich für eine Altersgrenze bei sozialen Medien ausgesprochen.

Während die Gesetzgebung hier also durchaus differenziert, wird in der Debatte vieles vermischt und Forderungen nach einer Verbannung von Smartphones aus der Schule bisweilen mit einem generellen Stopp der digitalen Schul- und Unterrichtsentwicklung gleichgesetzt. Mit unserem neuen Orientierungspapier „Smartphone-Nutzung an Schulen“ liefern wir einen Beitrag zur Versachlichung der aktuellen Diskussion. Schulen brauchen Orientierung und Rechtssicherheit, um den Umgang mit Smartphones im Schulalltag angemessen organisieren und kontrollieren zu können. Das Orientierungspapier zeigt jedoch, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Smartphone-Verboten auf Lernprozesse und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen noch uneindeutig sind. Zudem sind die Smartphone-Regelungen in den Bundesländern aktuell sehr uneinheitlich gestaltet, auch die involvierten Regelungsebenen in den Bundesländern variieren. 

Für uns ist klar: Die Diskussionen um die Nutzung von Smartphones dürfen keinesfalls dazu führen, die digitale Schul- und Unterrichtsentwicklung generell infrage zu stellen. Diese ist unverzichtbar, um Kinder und Jugendliche auf ein selbstbestimmtes Leben in der Kultur der Digitalität vorzubereiten. Nur so können sie lernen, die Potenziale digitaler Medien für ihren individuellen Lernweg zu nutzen und mit den Herausforderungen – auch ihrer Smartphone-Nutzung – umzugehen. Für den Umgang mit Risiken wie Cybermobbing oder Desinformation ist es viel entscheidender, dass Kinder und Jugendliche einen kritischen Umgang mit Medien erlernen. Wie so häufig, kommen die Stimmen derjenigen, die von möglichen Smartphone-Verboten betroffen sind, in der Debatte bislang selten zu Wort: die der Schüler:innen. Eine Fokusgruppe aus Jugendlichen unter Beteiligung der Generation BD hat deshalb Handlungsempfehlungen entwickelt, die Sie ebenfalls im Orientierungspapier finden. Ihre Erfahrungen und ihre daraus abgeleiteten Sichtweisen geben Akteur:innen aus der Schulpraxis, Politik und Verwaltung wertvolle Anregungen.

Die Debatte zeigt exemplarisch, welche komplexen Anforderungen Schulleitungen heute erfüllen müssen, um Schule in der Kultur der Digitalität erfolgreich führen zu können. Damit Veränderungen durch die digitale Schulentwicklung nachhaltig wirken – oder auch Regeln zur privaten Nutzung von Smartphones funktionieren – müssen sie sowohl von Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen getragen werden. Unsere Schulleitungsqualifizierung BD befähigt deshalb Schulleitungen und ihre Teams, Projekte der digitalen Schulentwicklung in ihrer Schule zu steuern und professionell umzusetzen. Wir freuen uns, dass Mitte Juni nun schon das dritte Mal Teilnehmer:innen zur Train-the-Trainer-Qualifizierung der Schulleitungsqualifizierung BD in Berlin zusammengekommen sind. 

Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle einen erholsamen Sommer und wenn Sie schon in den Genuss kommen: schöne Sommerferien! Was es Neues aus unserer Arbeit zu berichten gibt, erfahren Sie indes wie immer in unserem heutigen Newsletter. Viel Freude bei der Lektüre!

Ihr Team des Forum Bildung Digitalisierung

Am 18. und 19. Juni 2025 kamen 15 Vertreter:innen aus Landesinstituten, Schulaufsichten und kommunalen Strukturen des schulischen Unterstützungssystems zur Train-the-Trainer-Qualifizierung in Berlin zusammen. Im Zentrum standen die Schulleitungsqualifizierung BD und das Qualifizierungskonzept „Digital Leadership und die Gestaltung schulischer Transformationsprozesse“. Die Teilnehmenden setzten sich intensiv mit dem zugrundeliegenden Ansatz auseinander, reflektierten ihre eigenen Haltungen und entwickelten ein fundiertes Verständnis für wirksames Führungshandeln in einer Kultur der Digitalität. Dabei erprobten sie zentrale Elemente des Konzepts und diskutierten, wie diese in ihren eigenen Fortbildungs- und Unterstützungsangeboten für Schulleitungsteams Anwendung finden können. Die Train-the-Trainer-Qualifizierung stärkt nicht nur einzelne Trainer:innen, sondern verfolgt eine systemische Wirkung: Durch den Aufbau einer professionellen Lerngemeinschaft und die länderübergreifende Vernetzung entsteht ein bundesweites Netzwerk von Akteur:innen, das digitale Schulentwicklung vor Ort unterstützt und langfristig trägt.

Was sollten Kinder und Jugendliche in der Schule lernen? Und was sollen sie können, wenn sie die Schule verlassen? Gemeinsam mit elf Expert:innen aus Schulministerien, Landesinstituten und Wissenschaft hat die Bertelsmann Stiftung Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Lern- und Prüfungskultur in Schulen erarbeitet. Das Plädoyer für mutige Entscheidungen identifiziert zentrale Herausforderungen im Bildungssystem und gibt konkrete Impulse für Veränderungen hin zu einem Schulsystem, das Lernprozesse und Prüfungen sinnvoll miteinander verknüpft.

Der Kompetenzverbund lernen:digital lädt am 4. und 5. Dezember 2025 zur Transfertagung „Transfer in der Bildung verstehen und gestalten“ in Berlin ein. Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Vertreter:innen aus Bildungspraxis, Bildungsverwaltung, Landesinstituten, Qualitätseinrichtungen, Bildungspolitik, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft. Ziel ist es, vielfältige Projekte, Vorhaben, Initiativen und Forschungsansätze zusammenzubringen. Gemeinsam sollen Erfahrungen und Erkenntnisse rund um den Transfer in der Bildung vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt werden. Beiträge können bis zum 18. Juli 2025 in Form von Kurzvorträgen, Diskussionsforen oder Denkwerkstätten eingereicht werden. Die Anmeldung zur Tagung ist ab Oktober 2025 möglich.

Regelmäßig stoßen wir auf lesenswerte Artikel und inspirierende Interviews, neue Publikationen oder spannende Videos. Mit unserer Netzlese bleiben Sie über aktuelle Themen und Diskussionen immer up-to-date!

• Datenschutz und digitale Schule: Das Projekt DIRECTIONS hat mit der neuen freiwilligen Selbstverpflichtungserklärung für Anbieter digitaler Bildungstools einen ersten Meilenstein erreicht. Damit können Schulen auf einen Blick erkennen, ob mit ihren Schüler:innendaten verantwortungsvoll umgegangen wird und die Anbieter schaffen so Vertrauen in ihre Systeme. (ES)
• Raus aus der Schule, rein in die Games: Die Projekttage Games Berlin-Brandenburg der Stiftung Digitale Spielkultur bieten Schüler:innen ganztägige Workshops an, um zu den beiden Schwerpunkten Medienkompetenz und Berufsbilder der Games-Branche ihren Horizont zu erweitern und Neues zu lernen. (ES)
• Von Brainrot zu Democracyrot? TikTok & Co. prägen zunehmend die politischen Ansichten von Schüler:innen. Das Miteinander auf diesen Online-Plattformen beeinflusst seit Jahren, wie wir politische Themen wahrnehmen, bewerten und darauf reagieren. Inken Heldt erklärt im Deutschlandfunk, wie digitale Medien die politische Sozialisation formen, was Schüler:innen vermittelt werden sollte und wie Politik reagieren kann. (YH)
• Wie können sich Bildungseinrichtungen wie Schulen verhalten, wenn Schüler:innen rechtsextrem werden? Die Bildungsforscherin Nina Kolleck nennt im Interview mit neues deutschland zwei wesentliche Hebel: Erstens müssen Schulen als kleiner demokratischer Staat gedacht werden, zweitens braucht es eine angemessene Medienbildung. (YH)
• Stefan Ruppaner und die Alemannenschule in Wutöschingen, die er geleitet hat, sind bekannt. Im Podcast „Bildung.Klar.“ spricht Julia Willie Hamburg mit dem Preisträger des Deutschen Schulpreis darüber, wie Schulen zu Orten des Lernens werden können. Ruppaner berichtet von Lerngruppen, Lerncoaches und Lernbüros. (YH)
• Wie gelingt politische Bildung? Der „Pilotmonitor politische Bildung“ gibt einen ersten Einblick in den Status Quo der politischen Bildung in Schule, Hochschule, Lehrkräftebildung und außerschulischer Bildung und gibt auf Grundlage dessen Handlungsempfehlungen für die einzelnen Bereiche aus – auch digital. (ES)