wir melden uns gut erholt zurück aus unserer kurzen Sommerpause und hoffen, dass Sie in den letzten Wochen auch etwas Ruhe finden konnten. Nachdem eine Debatte um die Sommerferien in diesem Jahr das Sommerloch im Bildungsbereich gut füllen konnte, dringen nun auch die handfesten Themen zurück auf die Tagesordnung. 

Anfang Juli haben wir uns mit der Veröffentlichung unseres Orientierungspapiers zur Smartphone-Nutzung in Schulen in die Pause verabschiedet. Nachdem viele Länder inzwischen einen rechtlichen Rahmen für die private Nutzung geschaffen haben, verlagert sich die Diskussion nun auf ein Thema, das eng damit verbunden ist: ein mögliches Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche. Jüngst hat dazu ein Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Schlagzeilen gemacht. Die Forschenden beschreiben darin die Gefahren sozialer Medien für Kinder und Jugendliche und empfehlen ein Social-Media-Verbot für unter 13-Jährige, Altersbeschränkungen für die Plattformen sowie ein Smartphone-Verbot bis zur elften Klasse. Zudem fordern sie einen Fokus auf die Förderung von Medienkompetenzen sowie mehr gesellschaftliche Aufklärung.

Es ist absolut wichtig und richtig, dass wir dieses Thema gerade auch im Bildungskontext diskutieren. Genauso wichtig ist es aber auch, dass wir die Diskussion differenziert führen und die Argumente auf allen Ebenen gut abwägen. Erste Studien zeigen in der Tat, dass negative Folgen von sozialen Medien für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nicht von der Hand zu weisen sind. Dennoch sollten auch die positiven Aspekte des kommunikativen Kerns der Plattformen nicht aus dem Blick geraten, beispielsweise die Möglichkeit, dass sich Minderheiten und vulnerable Gruppen, etwa im Kontext von LGTBQIA+, persönlich vernetzen können. Weitreichende Social-Media-Verbote können auch negative Auswirkungen auf digitale Teilhabe haben. Es gilt deshalb, auch die Perspektiven von Jugendlichen selbst in diese Abwägung einzubeziehen – und zudem die Erwachsenen, insbesondere Eltern, hinsichtlich ihrer eigenen Mediennutzung und -erziehung in die Pflicht zu nehmen. Und ganz praktisch: Am Ende müsste ein Social-Media-Verbot in Deutschland natürlich auch durchsetzbar sein. Aktuell gäbe es hier offenbar erhebliche rechtliche und technische Hürden. Denn die Voraussetzungen dafür müssten wohl auf EU-Ebene im Digital Services Act geschaffen werden und auf technischer Ebene weisen Altersverifizierungen noch Defizite auf.

Das Thema ist also weitaus größer als die Verbotsdebatte und daher freuen wir uns umso mehr, dass wir mit der Konferenz Bildung Digitalisierung 2025 (KonfBD25) in gut einem Monat eine Bühne für die akteursübergreifende Diskussion zu diesen Themen bieten werden. Die Leitkonferenz für Schule in der Kultur der Digitalität in Deutschland, Österreich und der Schweiz widmet sich am 24. und 25. September 2025 unter dem Motto „POWER UP – Souverän für die digitale Transformation“ der Förderung von digitaler Souveränität im Schulsystem. Neben einem hochkarätigen Programm mit mehr als 65 Programmpunkten und 200 Speaker:innen freuen wir uns in diesem Jahr besonders über die große bildungspolitische Aufmerksamkeit: Von der Bundesebene erwarten wir Bundesbildungsministerin Karin Prien und Saskia Esken als Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag. Mit Christine Streichert-Clivot, Jan Riedel und Sven Teuber nehmen gleich drei Bildungsminister:innen aus den Ländern an der KonfBD25 teil. 

Und auch Ihr Interesse spricht für die Relevanz des Themas: Die KonfBD25 ist seit Mitte Juli restlos ausgebucht. Wir bemühen uns, zeitnah letzte Ticketkontingente für Personen auf der Warteliste freizugeben und halten Sie dazu auf dem Laufenden. Für alle, die in diesem Jahr nicht vor Ort sein können, wird es einen Livestream von der Hauptbühne im Humboldtsaal geben, u. a. auch mit der Keynote des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie.

Wir widmen uns in den nächsten Wochen den letzten organisatorischen Vorbereitungen und dem Feinschliff am Programm. Was es sonst noch an spannenden Neuigkeiten aus unserer Arbeit zu berichten gibt, lesen Sie im heutigen Newsletter. Viel Freude bei der Lektüre!

Ihr Team des Forum Bildung Digitalisierung

PS: Ab Oktober 2025 werden wir unsere Website in einem umfangreichen Prozess überarbeiten und möchten sie noch stärker an Ihren Bedarfen ausrichten. Dafür freuen wir uns, wenn Sie sich ca. fünf bis zehn Minuten Zeit für unsere kurze Umfrage zur Website-Nutzung nehmen. Vielen Dank!

Der Anspruch, sich in einer Kultur der Digitalität selbstbestimmt und reflektiert zu bewegen, stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten des Schulsystems: Schüler:innen und Lehrkräfte müssen die nötigen Fähigkeiten erwerben, Verwaltung und Politik passende Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Generative KI durchdringt zunehmend den Lernalltag an Schulen und stellt Lehrkräfte vor fachdidaktische und pädagogische Herausforderungen. Wer praxisorientiert die Potenziale, Grenzen und Gefahren auslotet, kann das Lernen mit, über und ohne KI aktiv mitgestalten und Lernprozesse mit KI als Feedback-System, Tutor oder Sparringspartner erproben. Ein Beispiel aus dem Geschichtsunterricht.

Regelmäßig stoßen wir auf lesenswerte Artikel und inspirierende Interviews, neue Publikationen oder spannende Videos. Mit unserer Netzlese bleiben Sie über aktuelle Themen und Diskussionen immer up-to-date!

• Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Der neue Study-Mode von ChatGPT soll durch gezielte Rückfragen und schrittweise Erklärungen Lernende beim Lernprozess unterstützen. Warum das nur Marketing-Strategie sein könnte, erklärt Nele Hirsch im Deutschen Schulportal. (ES)
• Auf die Ohren: Lehrer Hendrik Haverkamp und Schulpsychologe Benedikt Wisniewski wollen mit ihrem neuen Podcast „KompassKI“ Orientierung im Umgang mit Künstlicher Intelligenz geben und stellen Studien vor, bewerten deren Qualität und leiten Praxistipps für den Schulalltag ab. (ES)
• KI-Kompetenzen für Lehrkräfte: Für ein Lernen mit und über KI braucht es auch auf Seite der Lehrkräfte entsprechende Kompetenzen, um Schüler:innen anleiten zu können. Die GEW hat mit Fachleiterin Catrin Ingerfeld-Bloemertz und Lehrerin Franziska Sellin über den Stand der Lehrkräfteausbildung auf dem Gebiet der KI gesprochen. (ES)
• Digitaler Lehrer im Einsatz: Am Kölner Gymnasium Thusneldastraße nutzt die Klasse 6a im Mathematikunterricht iPads mit dem von Lehrerin Theresa Biehl entwickelten KI-Programm „Study Buddy“. Es basiert auf ChatGPT und unterstützt die Schüler:innen bei ihren Rechenaufgaben. Die Tagesschau berichtet, wie die Kinder das Programm erleben und welche Chancen und Herausforderungen sein Einsatz mit sich bringt. (PG)
• Wer verbraucht für eine Seite Text wohl mehr CO2-Emissionen, Mensch oder ChatGPT? Die Antwort könnte laut einer Studie wohl heißen: der Mensch! Doktor Watson spricht auf seinem YouTube-Kanal über aktuelle Zahlen zur Frage, wie umweltschädlich KI-Chatbots tatsächlich sind. (YH)
• „Frau KI, ich verstehe die Aufgabe nicht“ – ein Satz, den man bald in Klassenzimmern hören sollte? ZDF Logo! fragt Kinder und Jugendliche, ob KI bald Lehrkräfte ersetzen sollte. Dabei geht es auch immer um die große Frage: Was macht eigentlich eine gute Lehrkraft aus? (YH)
• Bob Blume setzt sich in seiner Kolumne im Deutschen Schulportal ebenfalls mit KI auseinander und versteht sie als Anlass, um ganz im Sinne Kants zu fragen, was eigentlich der Mensch sei. Es geht um Handreichungen, Bewusstsein und Singularität – Fragen, die die Tragweite unserer aktuellen Situation erahnen lassen. (YH)
• Haben Schüler:innen zu viel Druck? Darüber diskutieren Sven Teuber, Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, und der Pädagogikprofessor Klaus Zierer im Interview mit der ZEIT (🔒) . Sie sprechen unter anderem über Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und die Notwendigkeit von und Angst vor Noten. (MK)